Sozialwissenschaftliche Analysen aus verschiedenen Blickwinkeln: Synthese der unterschiedlichen Studien zum Thema Akzeptanz des CO2-Preises
Was motiviert Menschen dazu sich für den Klimaschutz einzusetzen? Welche Höhe müsste ein CO2-Preis haben, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden? Und was sollte eigentlich mit den Einnahmen aus der CO2-Bepreisung aus Sicht der Bevölkerung passieren?
Um die Forschung der volkswirtschaftlichen Arbeitspakete zur Lenkungswirkung verschiedener CO2-Preis-Varianten zu ergänzen, wurden im Rahmen des Projektes CO2-Preis 2021 zwei groß angelegte sozialwissenschaftliche Studien durchgeführt. Beide Studien sollten den Status Quo der Akzeptanz für CO2-Preise in Deutschland bestimmen und feststellen, wodurch Akzeptanz oder Ablehnung getrieben werden. Allerdings nähern sich diese Studie der Frage nach der CO2-Preis-Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung aus unterschiedlichen disziplinären Blickwinkeln.
In Arbeitspaket (AP) 2 wurde eine psychologische Studie durchgeführt. Hier wurde die CO2-Preis-Akzeptanz als eine Funktion der Umweltschutzmotivation (also der Stärke, in der sich Individuen dem Umweltschutz verpflichtet fühlen) und den Verhaltenskosten (“Kosten” im übertragenen Sinn; also der Schwierigkeit, einen CO2-Preis zu akzeptieren, abhängig davon, wie der konkrete CO2-Preis ausgestaltet ist) untersucht.
In AP3 wurde eine Studie mit Schwerpunkt auf ökonomischen Größen durchgeführt. Diese umfassen die eigene finanzielle Betroffenheit durch einen CO2-Preis und die Zahlungsbereitschaft für Klimaschutz. Darüber hinaus liegt ein besonderer Fokus auf dem Mix von Optionen der Einnahmenverwendungen aus der CO2-Bepreisung. Außerdem wurde untersucht, inwiefern zielgerichtete Informationen über den CO2-Preis die Akzeptanz beeinflussen können.
Trotz deutlicher Unterschiede im Design der beiden Studien gibt es auch viele Gemeinsamkeiten. Beide Studien fragen die Akzeptanz für CO2-Preise in Höhe von 25€ und 55€ ab, der höchste Preis beträgt in der psychologischen Studie 250€, in der ökonomischen Studie jedoch 130€. Darüber hinaus gibt es auch bei den Einnahmenverwendungen Unterschiede: Während in der psychologischen Studie die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung nur einem einzigen Zweck zugeführt werden, verwendet die ökonomische Studie Einnahmenverwendungsmixe, also eine gleichzeitige Verwendung der Einnahmen für verschiedene Zwecke. Auch unterscheiden sich die konkreten Einnahmenverwendungen leicht. Zuletzt gibt es Unterschiede in der Auswahl der Befragten, die in AP2 in urbanen und ländlichen Regionen in Ost- und Süddeutschland untersucht wurden, während in der Studie von AP3 eine für Gesamtdeutschland repräsentative Stichprobe befragt wurde.
Gemeinsam bieten die beiden sozialwissenschaftlichen Studien aus dem Projekt CO2-Preis einen Mehrwert, den eine einzelne psychologische oder ökonomische Studie nicht gebracht hätte: Dass beide Studien unterschiedliche Theorien und Methoden einsetzen, um ähnliche Fragen zu beantworten, und dabei dennoch teils auf dieselben Ergebnisse stießen, untermauert diese Befunde. Andererseits ergänzen sich die beiden Studien in ihren Einzelheiten und ergeben dadurch ein vielschichtiges Gesamtbild, welches die komplexen Fragestellungen zum Thema Akzeptanz von CO2-Preisen widerspiegelt. Die Ergebnisse der Synthese der beiden Studien und was daraus schließlich für die Ausgestaltung des CO2-Bepreisungssystems und einer wirkungsvollen Klimaschutzpolitik folgen könnte, finden Sie hier zum Download.